GLOSSAREINTRAG, HELMUT HEISS

Kunstwerk

WIR SCHALTEN EIN ZEITUNGSINSERAT IM SÜDTIROLER "WIRTSCHAFTSKURIER" UND DER TAGESZEITUNG "ALTO ADIGE"

// Suche Grundstück in Bozen, 4-9 qm, zentrale Lage, leicht zugänglich.Projektraum Lungomare. Tel. 0471/053636 //

PROJEKTTREFFEN III VOM 29.01 - 01.02.2011

Die Projektidee: Privatgrund zu erwerben und ihn in ein Grundstück "Aller" zu transformieren!

Der Begriff "Grund" ist aussergewöhnlich wichtig für die Stadt Bozen. Einserseits ist die Stadt den augenscheinlichen Grenzen einer städtischen Erweiterung unterworfen, bedingt durch die geografische Lage der Stadt. Andererseits ist sie ein Ort, an dem die soziale und politische Geschichte immer schon eine Geschichte der Grenze war – eine politische, soziale und kulturelle Grenze. Für das Zusammenlebens ist das Besitzen oder das nicht Besitzen von Grund und Boden sicherlich ein einengendes Element in zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir schlagen also vor ein Grundstück zu erwerben, und es von den Vorurteilen der Vergangenheit, von den privaten Dimensionen, und von der Möglichkeit, dass es ein Ort ist, an dem man sich sowohl ideel wie auch physich festklammern kann, zu befreien. Ein Grundstück das Allen und Niemandem gehört, auf dem es gilt jede Beziehung mit dem Anderen neuzuerfinden und neu zu konstruieren.

Idee Version II

Im Zentrum von Bozen wird mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln ein Stück Grund gekauft. Das erworbene Grundstück soll in Demanialgrund (unveräußerliches öffentliches Eigentum) umgewandelt werden. Das Vorhaben invertiert den gängingen Prozess des Privatisierens von Staatsigentum. Die Umwandlung von Privateigentum in Demanialgut ist der absolute Ausnahmefall und ist nicht von Gesetzen geregelt; dafür ist ein „ad hoc-Beschluss“ der staatlichen Behörde notwendig. Das Vorhaben wäre ein Präzedenzfall, es müsste demnach um ein Gesetztesdekret angesucht werden.

 

PROJEKTTREFFEN II VOM 20. 12. BIS 22.12.2010

Es werden erste Vorschläge einer Intervention im öffentlichen Raum in Bozen diskutiert, ausgehend von den behandelten Argumente der Forschungswoche.

Idee Version I

Im Zentrum von Bozen wird mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln ein Stück Grund gekauft. Das erworbene Grundstück soll leer bleiben und keiner Zweckbestimmung unterliegen, somit wirkt es wie ein leeres Pixel in der Stadtlanschaft. Dieses Pixel kann durch das Interesse Dritter erweitert werden, um die „Freifläche“ in Bozen ständig zu vergrößern.

VORTRAG VON MATTEO CAVALLERI: EIN MONUMENT IN MÖGLICHKEITSFORM

Lungomare, 19.00 h

 

Ein Monument regt zum Denken an. In seiner Feinfühligkeit und Beschaffenheit verweist es auf einen Sinn, der es überragt. Ein Monument ist eine Repräsentation, die dargestellte Präsenz einer Idee, vermittelt und unbestimmt. Ein Monument ist Stilübung und -problem, Denkbild und Mahnung: ständig neu beginnende Überlegung und kritische Untersuchung seiner Zeit, und über seine Zeit. Es ist ein Werkzeug möglicher Geschichtsschreibungen, eine bedeutungsvolle Konstellation zur Erschließung eines Ortes für die Vergangenheit in der Gegenwart; dort soll Vergangenes sich in Zukunftshoffnung wandeln.

Matteo Cavalleri ist Philosoph, Mitbegründer des Collettivo Millepiani. Er leitet das Projekt Cantiere Blocco 21 – Forschungs- und Restaurierungs-Werkstatt des italienischen Auschwitz-Mahnmals.

LAURA LOVATEL UND FEDERICA MENIN STELLEN DEN BLOG “WAHLNACHBARSCHAFT” VOR

Lungomare, 18.00 h

 

Die Wohngemeinschaft als experimentelles Teilen von gemeinsamem Raum, als aktuelle Selbstorganisation des Lebens von Studenten, Arbeitern und Familien. Die Präsenz und die Lebensformen der Wohngemeinschaften können die zwischenmenschlichen Verhältnisse innerhalb der Stadtviertel und deren Identität verändern. Das Projekt organisiert in unterschiedlichen Wohngemeinschafen der Stadt Bozen Gespräche und Diskussionen. Ein Projekt von Laura Lovatel und Federica Menin.

http://vicinatoelettivo.org/lungomare/

STAMMTISCH III: BOZEN VERMITTELT (MITTELEUROPA SEI DANK)

Lungomare, 13.00 h

 

mit: Sabine Auer, Arno Dejaco, Martin Hanni, Eva Klein, Valentino Liberto, Stefan Nicolini; moderiert von Waltraud Mittich

Ein Versuch, den Begriff Mitteleuropa zu umreissen und ihn auseinander zu nehmen, sich ihm gedanklich zu nähern. Mitteleuropa als künstliches, zu denkendes Land, in Erinnerung an das was es für Svevo, Musil und Roth war. Ein Mitteleuropa relativiert Grenzziehungen, fügt Ungewöhnliches zusammen und reisst Gewöhnliches auseinander. Mitteleuropa ist eine Provokation gegen die Mauern im Kopf, vieles wird beweglich, was bisher unbeweglich erschien. Auf welchen Pfeilern stand das Mitteleuropa von damals, und wie ortet man den Begriff heute, nach der Entstehung der europäischen Union? Kennzeichnet ein Mitteleuropa nicht eine Vielfalt, ein Ideenreichtum, etwas Gemeinsames, etwas Flexibles und Offenes? Steht Mitteleuropa nicht für Integration, für Mehrfach-Identität, welche Identitäten umfasst überhaupt ein Mitteleuropa?
Wo befindet sich Bozen in diesem Mitteleuropa? Potentiell in der Mitte oder guter Ausgangspunkt sowohl geografisch wie auch kulturell? Könnte Bozen dieser zentrale Ort sein? Wie müsste er dann sein? Gibt es ein Gefühl der Heimatlosigkeit in der potentiellen Mitte Europas? Umfasst es tatsächlich eine Pluralität?

GESPRÄCH MIT DENIS ISAIA UND DEN PROJEKTTEILNEHMERN

These für eine Agentur zeitgenössischer Monumente

Will man für ein politisches Anliegen, oder gegen dessen Untergang kämpfen, so muss man den öffentlichen Raum, die Symbolebene und deren Surrogate in Betracht ziehen. Demnach spielt hier das Monument eine Hauptrolle. Jahrelang konnten Künstler und deren Umfeld aus einer Art freiwilligem Exil Mahnreden und Anklagen verbreiten. Derweilen lief das Leben auf anderen Bahnen weiter und andere vereinnahmten Orte öffentlicher Kommunikation für weniger ehrenvolle Bestrebungen.
Aufgrund dieser Überlegungen sahen wir die Notwendigkeit, uns mit der symbolischen Ebene auseinander zu setzen. Wir übernehmen gerne die Verantwortung für Banalitäten, wie zum Beispiel die Verzierung einer Verkehrsinsel, oder stellen uns dem, was uns über alternative Modelle öffentlicher Monumentalität reflektieren lässt, wie die spontanen Monumente, die die Geschichte brachte. Was bedeutet das also? Worauf müssen wir verzichten?

STADTSPAZIERGANG MIT ROBERTO GIGLIOTTI

Treffpunkt Verdiplatz (vor dem Stadttheater), 14.00 h

 

Ein Rundgang, um mit eigenen Augen die typischen Erscheinungen einer Stadt zu betrachten. Bei diesem Spaziergang werden verschiedene Bozner „Alltagspraktiken“ untersucht. Wie viele Städte überlagern sich in der Stadtstruktur? Wer lebt in ihnen? Wie werden ihre Räume genutzt? Welcher Sinn wird ihnen zugeschrieben? Welche Spuren und welche Geschichten findet man entlang eines Weges, der konstruierten und nichtkonstruierten Raum erforscht?

Roberto Gigliotti (1970 in Bozen geboren) ist Architekt und Professor an der Fakultät für Design nud Künste der Freien Universität Bozen.

Karte

VORTRAG VON PETER MÖRTENBÖCK UND HELGE MOOSHAMMER

Lungomare, 19.00 h

 

Netzwerke sind zur Leitfigur des Zusammenlebens im 21. Jahrhundert geworden. Entlang von Informations- und Kommunikationstechnologien haben Netzwerke die Ausdrucks- und Erscheinungsformen von kultureller Verbundenheit entscheidend verändert. Vor diesem Hintergrund diskutiert der Vortrag die Dynamiken und Potenziale von neu entstehenden sozialen und kulturellen Netzwerkstrukturen und die Art, in der sie als innovative Formen von Raumpraxis in Erscheinung treten. Um zu ergründen, welche Rolle Architektur in der Bildung kultureller Identitäten spielt, nehmen die Vortragenden Bezug auf ihre aktuelle Forschung zu Konflikträumen und Prozessen der Transurbanisierung. Obwohl das konkrete Urbane ein weitgehend fiktives Konstrukt zu werden scheint, bleibt es – in neuer Gestalt – ein zentralerSchauplatz für Verhandlungen zwischen konkurrierenden kulturellen Traditionen, Erzählungen und Werten in Europa und anderen Weltregionen.

www.networkedcultures.org

Peter Mörtenböck ist Professor für Visuelle Kultur an der Technischen Universität Wien und Gastdozent im Department of Visual Cultures am Goldsmiths College, University of London. Helge Mooshammer ist Forscher an der Technischen Universität Wien und Dozent am Goldsmiths College, University of London.

STAMMTISCH II: URBANE PLURI-IDENTITÄT IN BOZEN?

Lungomare, 19.30 h

 

mit: Carlo Azzolini, Artan Mullaymeri, Renate Mumelter, Benno Simma, Monica Trettel, Susanne Waiz; moderiert von Christine Helfer

Die Stadt ist eine der resistentesten Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Das heißt, das Zusammenleben in Form einer Stadt hat sich gegenüber anderen Formen behaupten können; vor allem schwer zugängliche ländliche Gebiete verlieren ihre Einwohner an die Zentren im Tal. Die Stadt bietet Arbeit, Wohnen, Kultur, Konsum etc. – auch in Südtirol ermöglicht die Stadt den Zugang zu den obengenannten Bereichen. Die Stadt ist somit dem Wandel ausgesetzt und ist gekennzeichnet von einer Vielfalt von Initiativen und Menschen. Diese Einwohner einer Stadt interessiert, wie gut ihre Stadt funktioniert, ob es sich gut in ihr leben lässt. Was heißt das? Die City-Manager aus Wirtschaft und Verwaltung hingegen interessiert, die Stadt als Marke zu etablieren: die Eventstadt, die Rad- und Umweltstadt, die Stadt als attraktiven Standort für Tourismus und Innovation zu bewerben. Oder als Standort für Kultur, um auf das Projekt Kulturhauptstadt hinzuweisen. Wie geht das in Bozen zur Zeit? Was geschieht hier?

Wie könnte eine Identitätskarte der Stadt Bozen aussehen, welche Merkmale und Eigenschaften hat Bozen, die ihren speziellen Charakter ausmachen? Wie verhalten sich die Stadtviertel zueinander? Bozen hat Geschichte, erzählt seine Geschichten zwei- und mehrsprachig. Die Mehrsprachigkeit und der Mix aus altösterreichischer Altstadtatmosphäre und rationalistischer Monumentalarchitektur prägen das Gesicht der Stadt. Wie wirkt sich diese „geteilte“ Identität auf Strukturen und Bewohner aus? Gibt es eine Präsenz der unterschiedlichen Kulturen im öffentlichen Raum? Gemeinsame Orte? Und wie sehr wird der öffentliche Raum als politisch organiserter Handlungsraum (nach Hannah Arendt) empfunden?

VORTRAG VON MIHNEA MIRCAN: EIN MONUMENT FÜR ETWAS GEMEINSAMES

Lungomare, 19.00 h

 

Der Vortrag von Mihnea Mircan analysiert seine langjährige Beschäftigung mit dem Thema „Monument“ und sein diesbezügliches Schaffen. Er erläutert beispielhaft den Begriff des „Dritten Monuments“, der jenseits der täuschenden und populistischen Verunstaltungen des herkömmlichen Monuments liegt, aber auch fern der rhetorischen Unschlüssigkeit und ideologischen Enteignung von Gegen-Monumenten. Mihnea Mircan wird den Entwurf eines Monuments darlegen, dessen Ziel nicht darin liegt, eine ideologische Minderheit zu glorifizieren oder eine Debatte zu beenden, sondern vielmehr darin, eine Fragestellung zu verkomplizieren.

Mihnea Mircan (geb. 1976) ist freischaffender Kurator. Er lebt und arbeitet in Bukarest.

STADTSPAZIERGANG

Treffpunkt Talferbrücke (vor dem Cafe Theiner), 10.00h

Die Stadt Bozen durchquert mit den Blicken der sieben Projektbeteiligten. Ein Spaziergang der die Schauplätze persönlicher Geschichten und Erfahrungen berührt, und den städtischen Raum in seinen vielfältigen privaten Gestalten öffnet. 

Karte

STAMMTISCH I: MONUMENTE UND SYMBOLE ZWISCHEN GESCHICHTE, GEMEINSCHAFTLICHEM GEDÄCHTNIS UND IDENTITÄT

Lungomare, 19.30 h

 

mit: Siegfried Baur, Andrea Di Michele, Mauro Fattor, Christoph Franceschini, Teodora Lara Rivadeneira, Georg Rottensteiner; moderiert von Giorgio Mezzalira.

Die kollektiven Wahrnehmungen und Erinnerungen einer Gesellschaft verdichten sich in Monumenten zu Werkzeugen, um den Konsens und die Legitimierung politischer Macht zu organisieren. Die Monumente bündeln solche gemeinschaftlichen Erinnerungen oder schließen andersartige aus. Auch in einer grenznahen Stadt wie Bozen wird die urbane Identität durch wachsende Zuwanderung und neue Arten von Gedankengut und Zusammenleben immer komplexer. Thema des Stammtisches I sind aktuelle Entwicklungen der Konstruktion, Dekonstruktion und Neuerfindung der Darstellung des kollektiven Ichs.

ERÖFFNUNG

Einführung der Kuratoren, Präsentation der Projektbeteiligten

Lungomare, 19.00 h

 

Einführung der Kuratoren:

Vom 25. bis 30. Oktober 2010 veranstaltet Lungomare die Forschungswoche Symbolische Aktionen für unsere Gegenwart. Ausgangspunkt des Projektes ist eine alternative Betrachtung der zeitgenössischen und gesellschaftlichen Relevanz eines Monuments als “Denkraum”. Aktionsort und Thema sind die Stadt Bozen und die Region Südtirol, sowie deren wesentliches Merkmal als Entwicklungsmöglichkeit für die Zukunft: das Zusammenleben und die Interaktion von unterschiedlichen Kulturen. Eine Woche lang formulieren Kuratoren, Architekten, Künstler, Schriftsteller, Historiker, Journalisten und Philosophen ihre Gedankenansätze zum Thema. Die Forschungswoche – bestehend aus einer Reihe von Vorträgen, Diskussionen, Stammtischen und Stadtführungen – ist der erste Teil des Projektes. Im Rahmen der zweiten Projektphase im Jahr 2011 lädt Lungomare folgende Künstler, Architekten und Designer dazu ein, ein gemeinsames Projekt zum diesem Thema für den öffentlichen Raum in Bozen zu konzipieren: Brave New Alps, Jacopo Candotti, Helmut Heiss, Eva Mair & Katherina Putzer, Maja Malina. Die Künstler und Gestalter verfolgen die Forschungswoche als Input und Auseinandersetzung für ihre Arbeit, ist aber auch gleichzeitig für alle Interessierten öffentlich zugänglich. Das Projekt wird von Angelika Burtscher und Daniele Lupo kuratiert. Die Stammtische entstehen in Zusammenarbeit mit Christine Helfer, Giorgio Mezzalira und Waltraud Mittich.

Lungomare iniziert das Projekt "Symbolische Aktionen für unsere Gegenwart" aus dem Interesse heraus, die Konzepte "Zusammenleben" und "Monument"-  scheinbar zwei gegensätzliche Begriffe und inhaltliche Bedeutungen - miteindander in Verbindung zu bringen, und genau diesen Gegensatz zu nutzen, um eine Reflexion und Aktion mit Künstlern, Designer und Architekten zu beginnen. Das Projekt ist als langfristiges Forschungsprojekt im Jahr 2010 und 2011 angelegt.

Erstes Grundkonzept, August 2010